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Selbstsabotage - Ich bin genug!

Schon als junge Frau träumte ich davon, in einem Aussiedlerhof zu leben und autark zu sein. Eine Familie zu haben, Kinder, einen mich liebenden Mann und viele Freunde. Heute habe ich einen ganz wunderbaren Mann, meine Kinder sind erwachsen – aber den Aussiedlerhof habe ich mir erfolgreich ausreden lassen. Heute denke ich manchmal etwas wehmütig daran und spüre, dass dieser Wunsch noch immer in mir ist.

Als das Buch „Der Weg zur finanziellen Freiheit: In sieben Jahren die erste Million“ 2000 heraus kam, wollte ich das auch – unbedingt. Heute habe ich das noch immer nicht – man könnte auch sagen, ich bin weit davon entfernt ;).

Ein großes Auto fahren, eine Weltreise machen oder zumindest einen großen Teil der Welt bereisen, die Polarlichter in Norwegen sehen, „Titanic“ erleben … all das und so viel mehr, habe ich nicht oder nicht gemacht.

Manchmal ist da schon so ein grummelndes Gefühl in mir, irgendwie hinterherzuhängen. Hinter Erwartungen, die von Außen kommen oder die ich mir einbilde. Die aufkommen, wenn ich mich mit anderen Menschen vergleiche: Augenblickskontakte, alte Schulkollegen, flüchtige Bekannte. Nicht mit Freunden – dafür kenne ich zu viel von deren Hintergründen und den Geschichten – und auch den Preis dafür.

Und ich höre auch in der Praxis immer wieder davon, dass sich Klienten damit beschäftigen, wieso sie noch immer nicht xyz haben, sind, tun. Es raubt ihnen teilweise die Seelenruhe und den Schlaf. Sie sind angespannt bis verspannt. Sie haben das Gefühl, statt voranzukommen mit all ihren Anstrengungen, einzementiert zu sein und so gar nichts geht vorwärts. Das kann soweit gehen, dass psychosomatische Beschwerden dazu kommen. Wie bspw.: unerklärliche Angst- und Panikanfälle, Kopf- und Körperschmerzen, Schlafprobleme, innere Unruhe und Schwierigkeiten abzuschalten.

Der Drang vorwärtszukommen, „gleichzuziehen“ oder besser noch - zu überholen - ist groß. Es braucht mehr. Mehr eisernen Willen, den RICHTIGEN Weg, mehr Biss, mehr Anstrengung, mehr Schweiß, mehr ...

Kennen Sie das auch?

Dabei bringt das gar nichts. Mehr Druck erzeugt mehr Druck im Innen wie im Außen. Mehr Biss bringt mehr Verkrampfung, ein eiserner Wille bringt, dass wir nur noch das eine in unserem Blick haben – und alles andere übersehen, nicht wahrnehmen, nicht spüren.

Es braucht einen anderen Weg – JA! Absolut richtig.

Es braucht die innere Erlaubnis, sich einzugestehen und zuzulassen, jetzt genau am richtigen Punkt zu sein in seinem Leben und mit sich selbst. Hier & Jetzt.

Es ist doch so, dass wir nicht hinterherhängen oder minderwertiger oder klein sind. Nur weil wir xyz nicht haben, sind und tun, sondern wir Fantasien und Konstrukten von Außen Glauben schenken, was wir tun, sein, haben oder erreicht haben sollten. Ohne das wir uns unser eigenes Bild dazu gemacht haben:
- Schlank sein um jeden Preis
- nicht nur einen Job, sondern Karriere machen
- ein Haus mit Garten und Pool
- die Kreuzfahrt durch alle Meere
- Golf spielen, Abfahrtski fahren
- ohne Geld durch die Welt trampen
- ...

Dabei können wir einen Schritt zurücktreten und schauen, spüren, prüfen, ob es wirklich das ist, was ich mir in meinem Innersten wirklich wünsche und was mir Kraft, Motivation und ein Lächeln schenkt, wenn ich daran denke, es zu haben, tun, spüren, sein.

Aber das Leben ist selten geradeaus und in eine Richtung. Das Leben führt uns auf und nieder, macht Umwege und Schleifen, geht in seinem Tempo und mal vorwärts und auch rückwärts. Wir können natürlich Eingriff nehmen, wir können reagieren, agieren. Aber wir können es nicht zwingen, nach unseren Vorstellungen weiterzugehen. Auch wenn ich jetzt so gern die erste Million auf dem Konto wissen möchte – es wird nicht sein. Vielleicht ist noch nicht alles, was wir als Voraussetzungen brauchen, schon vorhanden. Vielleicht braucht es noch Zeit, vielleicht müssen wir erst noch etwas anderes lernen – über das Leben, für uns, über uns selbst, vielleicht muss erst etwas anderes kompensiert werden, vielleicht muss noch etwas gelöst oder losgelassen werden. Vielleicht ist das ja auch gar nicht so wichtig – sondern nur eine Wunschträumerei. So wie das mit der Million :).

Wieso hängen wir uns dann an solchen sinnlosen Vergleichen auf? Wieso nehmen wir das Leben anderer Menschen als unseren Maßstab? Wieso glauben wir, dass gesellschaftliche Ansichten höher stehen? Wir hängen uns an falschen Vorstellungen auf – besser, glücklicher, reicher, angepasster, schlanker, wohlhabender zu sein. Diese Vorstellung raubt uns den Schlaf und bringt uns dazu, unsere Energie, Kraft, Streben in Richtungen und Dinge zu stecken, die nicht unsere eigenen sind.

Wir brauchen nur mal Zeit und Ruhe um nachdenken zu können: Was möchte ich tun, spüren, sein, denken? Wie möchte ich selbst sein? Was brauche ich um mich selbst und MEIN Leben als glücklich, reich, bunt, in Fülle und Wohlstand zu erleben?

Ich brauche dafür mein Rad, mein Lachen, meine bunten Blumensträuße, eine Umarmung, ein Buch, Wanderungen, Geld für den nächsten Kaffee, Freunde, gute oder alberne Gespräche, Pfützen hüpfen und Zufriedenheit – die ich tief in mir spüre.

Egal wo wir sind, was wir haben, was wir spüren und sind – wir sind immer genug und wir sind richtig. Leben wir unser Hier & Jetzt in vollen Zügen und in unserer Verantwortung – für uns und unsere Kinder. Dann zeigen sich auch die nächsten Chancen für Wachstum, Entwicklung und ENTAFLTUNG.

Bildnachweis: Kathrin Stavenhage