Background Image

Wenn Kinder gehen

GehenDer Beitrag der ARD "Du bist nicht mehr meine Mutter" hat mich sehr nachdenklich gemacht. Zumal es keine Einzelschicksale sind. Immer wieder erlebe ich Kinder, die den Kontakt zu den Eltern abgebrochen haben, oder Eltern, die keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern haben.

Und für beide Seiten ist es ein schmerzhafter Zustand. Ich habe noch von keinem Kind, welches den Kontakt zu seinen Eltern oder einem Elternteil abgebrochen hat, gehört, dass es diese Entscheidung leicht getroffen hat.

Manchen Kindern geht es danach besser. Sie kommen besser mit ihrem Leben zurecht, können sich auf sich selbst konzentrieren und diese Zerrissenheit hat (endlich) aufgehört. Dennoch sprechen viele davon, dass sie es sich anders wünschen würden.

Schmerz, Leid, Trauer, Wehmut, Einsamkeit sind Gefühle, die sowohl Eltern als auch Kinder erleben. Kinder erfahren diese oft noch in der Zeit mit den Eltern. Indem sie immer und immer wieder versuchen ihre Eltern zu erreichen, auszudrücken, was belastet, was zu übermächtig ist. Was bleibt ist die schmerzvolle Einsamkeit, nicht gehört, nicht gesehen, nicht gefühlt worden zu sein. Dann treten Kinder aus dem Kontakt aus. Um sich selbst zu retten.


Eltern erfahren diesen Schmerz, die Einsamkeit und Trauer dann, wenn die Kinder nicht mehr da sind. Dann erst wird manchen bewusst, dass sie ihre Kinder gar nicht wirklich wahrgenommen und angenommen haben. Beschäftigt waren mit sich, mit anderem.
Eltern, wie im Filmbeitrag, die einen vermeintlich guten gegenseitigen Kontakt hatten, stehen meist vor der übergroßen Frage: Warum? Was habe ich falsch gemacht?

Es geht nicht um Richtig oder Falsch. Wichtig sind wahrnehmen, zuhören, spüren, verstehen, einfühlen, annehmen, hinschauen, lieben – und das mit dem Herzen einer Mutter und eines Vaters.

Wir bleiben ein Leben lang die Kinder unserer Eltern, egal ob mit oder ohne Kontakt.

Bildnachweis: Kathrin Stavenhagen