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Verantwortung - für dich oder andere?

Gerade wir Frauen übernehmen gern die Verantwortung für andere, besonders die Menschen, die uns am Herzen liegen und die wir lieben. Wir machen das gern, weil wir das zum einen nicht anderes vorgelebt bekamen, und zum anderen möchten wir damit ja auch die Verbundenheit und Wichtigkeit zu anderen Menschen ausdrücken. Das ist grundsätzlich gut und richtig. Kippt aber dann vollkommen, wenn wir uns selbst dabei vergessen und das Wohl der anderen immer wieder über unser eigenes Wohlergehen stellen.

Wahrscheinlich kennst du das alles selbst. Auch ich komme aus einer Familie, wo meine Mutter immer die Verantwortung für das Wohlergehen unseres Vater, ihrer eigenen Mutter und anderen Familienangehörigen übernommen hat. Ihr eigenes Leben hat sie dabei weitestgehend hinten angestellt und auf so manches verzichtet, nur damit es den anderen gut geht, es keinen Ärger gibt, die anderen nicht schlecht über sie reden oder sie Teil der Gemeinschaft ist. Viele dieser Wesenszüge hat sie schon von ihrer Mutter übernommen, und ich habe heute noch einige der typischen Aussagen unserer Oma im Ohr: „Fall bloß nicht auf.“, „Mach dich nützlich.“, „Kümmere dich erst mal um die anderen.“ und so weiter.

Daher verwundert es mich nicht, dass ich genau solche Gedanken selbst als junge Frau hatte und auch die anderen immer vor oder über mich gestellt habe.
Kennst du das auch?

Das geht meist so lange gut, bis etwas geschieht, was dieses Denken, dieses Weltbild, was wir da in uns haben, zusammenbricht. Bei mir war das ein gesundheitlicher Zusammenbruch der mich für 12 Wochen in die Klinik brachte. Das können aber auch Lebensveränderungen sein, wie die Trennung des Partners, der Verlust der Arbeitsstelle, ein Todesfall, der Auszug der Kinder, eine Krankheit, ein Unfall, …

Wenn so eine Krise dazu führt, dass wir „aufwachen“ und unser Tun endlich in Frage stellen, dann hat es wenigstens auch etwas Gutes bewirkt. Aber es gibt auch Frauen, die nahtlos an ihr altes Leben wieder anknüpfen und weitermachen wie bisher.
Weil sie sich selbst nicht erlauben, sich wichtig zu nehmen und sich zuerst einmal um sich zu kümmern.
Weil sie nicht wissen, WIE sie sich um sich kümmern können.
Weil sie kein Gespür mehr für die eigene Person und die eigenen Bedürfnisse haben.
Weil die Übernahme der Verantwortung für sie auch Ablenkung von eigenen Problemen und Schwierigkeiten bedeutet.
Weil sie nicht wissen, WAS ihnen guttun würde.

Ich habe gelernt, dass ich durch dieses Verhalten mich selbst untergrabe und kaputtmache – es waren nicht die anderen. Ich war es selbst, weil ich es zugelassen habe.
Ich habe gemerkt, dass ich damit anderen wichtige Lernschritte wegnehme, die sie für ihren Weg unbedingt brauchen. Damit habe ich ihren Weg nicht leichter gemacht.
Ich habe festgestellt, dass ich dadurch oft nur von mir abgelenkt habe, weil ich mich nicht um die eigenen Dinge kümmern wollte. Das heißt, ich habe die Verantwortung für mich nicht wahrgenommen.
Und ich habe erkannt, dass ich so ein Leben nicht weiterführen wollte.

Ich wollte raus aus dem Kleindenken.
Ich wollte mich um mich kümmern.
Ich wollte auf Augenhöhe mit anderen sein.
Ich habe mich wichtig genommen, mit allem, was mich ausmachte und was ich noch wollte.
Ich habe JA zu mir gesagt und damit auch JA zu den anderen, weil ich jetzt für mich entscheiden und bei mir bleiben konnte.
Ich habe erfahren, wer ich bin, wenn ich mich nicht hinter der vermeintlichen Verantwortung für andere verstecke.
Ich habe gelernt, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, mir Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen und TROTZDEM die anderen zu sehen und für sie da zu sein.
Ich kann endlich ICH sein.

Das war nicht immer einfach – aber es hat sich gelohnt. Ich möchte nie wieder zurück in dieses begrenzte Denken und Handeln. Die Freiheit, die Freude und Leichtigkeit, die ich jetzt erlebe, weil ich verantwortlich bin, gebe ich nicht wieder her.

Und was kannst du daraus mitnehmen?
Wenn du eine der Frauen bist, die sich selbst immer wieder hinten anstellt, die das Gefühl hat, sich nur um andere zu kümmern und selbst zu kurz zu kommen, das du für das Wohlergehen der anderen zuständig wärest, dass es erst den anderen gut gehen muss …

Dann halte inne und gib dir selbst ein STOP!
Frage dich ganz ehrlich, ob es das ist, was du wirklich im Grunde deines Herzens willst.
Frage dich, ob es das ist, was dich abends zufrieden einschlafen lässt.
Frage dich auch, ob das deine Bedürfnisse stillt und du damit tatsächlich wunschlos glücklich bist.
Frage dich, ob es genau das ist, wofür du jeden Morgen wieder aufstehen möchtest.

Wenn ja – dann ist das so. Oder vielleicht ist das jetzt noch so?.

Wenn nein – dann beginne jetzt das zu verändern.
Warte nicht bis zu dem Moment, wo das Leben dich zwingt, etwas zu verändern.

Ein erster Schritt kann sein, dass du dir die Tragweite einmal klar und deutlich bewusst wirst, von deinem Tun und Lassen. Für dich und die anderen Menschen.
Ein zweiter Schritt kann sein, dass du dir überlegst, was du in deinen schönsten, kühnsten und buntesten Träumen für ein Leben vorstellst.
Ein dritter Schritt kann sein, eigene Wünsche, Bedürfnisse, Herzensanliegen zuzulassen, wahrzunehmen und zu erkennen. Und daraus erste Schritte ableitest, um aus Träumen und Wünschen, Wirklichkeit werden zu lassen.

Du kannst immer so weitermachen, wie bisher.
Einschließlich klagen, jammern und dich zu beschweren.

Oder du beginnst. Entfaltung beginnt jetzt. Mit nur einem ersten Schritt. Nicht mehr,
aber auch nicht weniger.


Das kannst nur du alleine für dich selbst entscheiden.
Wenn du dann Unterstützung suchst – bin ich gerne für dich da.

Du schaffst das!

Bildnachweis: K. Stavenhagen