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Routinen in Krisenzeiten

Ich bleibe nicht zuhause.

Ich gehe nach wie vor jeden Tag in die Praxis, um da zu sein. Meine Arbeit zu tun und zu helfen. Dabei habe ich so viel Freude. Schon wenn ich von zuhause losgehe und das morgendliche Tirilieren der Vögel mich auf meinem Weg begleitet, empfinde ich Freude.
In den Vorgärten blüht es inzwischen bunt und vielseitig: Tulpen, noch einige Narzissen, Tränendes Herz oder auch Mutterherz genannt, Traubenhyazinthen, die gelbe Becherblume, Forsythie, der Magnolienbaum … Ich weiß, dass sie jedes Jahr blühen, und dennoch kann ich mich nicht daran sattsehen. Es berührt mich und schenkt mir Zuversicht und Hoffnung.

Jedes Jahr aufs neue blüht es in einer gigantischen Farbenvielfalt und in einer nicht zu bremsenden Kraft und Stärke. Jedes Jahr stimmen die Vögel ihre Frühlingslieder an und jeden Morgen begrüßen sie den Tag stimmgewaltig. Und jedes Jahr und jeder Tag hat seine Routinen im Gesamtwerk Leben.

Jetzt, wo gerade die Welt still zu stehen scheint, braucht es neue Routinen, die Halt und Struktur geben, in dieser Zeit, wo alles ein wenig anders ist. Inzwischen haben ich mit einigen Menschen sprechen dürfen, die ungewohnt im Home office sind oder sogar schon freigestellt von der Arbeit. Und einigen davon fällt es schwer, damit gut umgehen zu können. Der Kopf sagt: „Hey, das ist deine Chance, jetzt genau das zu machen, was du schon immer machen wolltest.“. Aber Herz und Seele sind noch nicht so weit und kommen nicht vom Fleck. Die Situation ist so ungewohnt und kam so überraschend, dass jetzt dort eine Leere ist, wo doch eigentlich die Chance liegen könnte.

Deshalb will ich dir hier einige Tipps mitgeben, wie du in dieser Zeit eine neue Struktur für dich erstellen kannst, um gut durch diese Zeit hindurchzukommen und dennoch handlungsfähig und in deiner Kraft bleiben zu können.

In Bewegung kommen…

- Steh morgens ähnlich früh auf

Klar, ist es schön, jetzt mal so richtig auszuschlafen und auch mal abends später ins Bett zu gehen – tue das auch. Aber mach dir klar, dass das auf Dauer nicht wirklich wohltuend ist. Zu viel Schlaf bringt keine Erholung, sondern verlängert die REM-Phase, also die Schlafphase, in der du viel träumst. Die meisten Albträume hat man in den Morgenstunden, vor allem dann, wenn man sich „noch einmal rumdreht“ und dann unruhig weiterschläft.

Auch im Bett bleiben und dann nur zu grübeln, ist eher schädlich. Stehe deshalb nach dem Aufwachen möglichst bald auf, und tue etwas, das dich beansprucht (wie arbeiten, putzen, gärtnern, handwerken, spazierengehen und Einkäufe erledigen...).
Dein Körper ist sowieso an seine Aufstehzeit gewöhnt, du kannst das nutzen und den Tagesbeginn jetzt leicht und angenehm gestalten. Wie wäre es mit ein wenig Sport? Oder

  • den Rücken und die Muskeln stärken durch Gymnastik
  • Dehnen tut meist richtig gut
  • Luft holen und Energie tanken bei Spaziergängen

Den Horizont erweitern…

baue Neues oder Gewünschtes auf und integriere es

Hand aufs Herz: Was war es, was du schon immer gerne mal machen wolltest, aber bisher bist du nicht dazu gekommen? Yoga? Zeichnen? Stricken? Mongolisch kochen? Schnellrechnen im Kopf? Vogelstimmen identifizieren? das Programmierprogramm xxx? …

Wir leben in einer höchst luxuriösen Zeit und Internet weiß alles. "Frau Google" hat sicher auch auf deine Suchanfrage die richtige Antwort.

Integriere das Neue mit bisherigen Gewohnheiten und festen Bestandteilen.

Sieh in dieser Zeit einen Gewinn für dich. Vermutlich wird das so nie wieder kommen. Irgendwann ist wieder ein anderer Alltag da, der geprägt ist von Verpflichtungen und Arbeit – so wie bisher oder anders. Aber mit dieser geschenkten Zeit wird es nicht ewig weitergehen. Also nutze das, was du jetzt hast, um dich mit Dingen zu beschäftigen, die du magst oder ausprobieren wolltest.

  • andere Städte und Orte kennenlernen geht auch online, so kannst du den tatsächlichen Besuch später schon vorbereiten
  • einige Museen gehen ebenso gerade online
  • Workshops, Seminare etc. gibt es schon jetzt in Hülle und Fülle online und in den nächsten Tagen und Wochen werden eine Vielzahl neuer dazukommen – bleib neugierg

Geistig fit bleiben…

plane, denke, erschaffe Neues, konzipiere

Auch wenn du das jetzt vielleicht nicht gern lesen magst, dennoch: Arbeit ist ein hervorragender Therapeut! Durch geistig anspruchsvolle, komplexe Tätigkeiten kommst du schnell auf andere Gedanken. Deshalb: Schreib einen Text zum Beispiel über diese Zeit jetzt oder erschaffe deine Zukunft in allen Varianten, wie du es möchtest, prüfe, ob der Job, den du gerade machst, wirklich der ist, den du von Herzen gerne machst und wenn nicht, was könntest du dann machen, plane ein Projekt, das dich schon länger interessiert, zeichne, lerne eine neue Sprache, spiele Schach...

Kurzum: Alles, was dich intellektuell in Anspruch nimmt, verdrängt blockierende Gedanken und hindert dich am Grübeln.
Passive Tätigkeiten wie lesen, kritzeln, auf der Couch sitzen und dösen, sind dagegen weniger geeignet - denn nur, wenn du selbst planst, organisierst, vorausdenkst und Neues schaffst – Schritt für Schritt, geht es dir auch besser. Und auch wenn du nur deine ideale Zukunft auf Papier planst, erschaffst du Neues: neue Ideen, Möglichkeiten, neue Fragen entstehen und neue Wege tun sich auf. Probier es aus.

  • das Langzeitgedächtnis oder die Merkfähigkeit durch „cogpack“ (kognitives Training) erweitern


Mit allen Sinnen fühlen…

Überlege dir ein schönes Vorhaben für den nächsten Tag und durchlebe es mit allen Sinnen: sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen. So gehst du positiv gestimmt in den Schlaf und stehst morgens mit der Gewissheit auf, etwas Schönes und Sinnvolles vor dir zu haben. Das hilft dir aus dem Bett zu kommen.

  • Bewusst abschalten und entspannen und deinem Körper, Geist und Seele einfach mal Ruhe gönnen und dadurch Neues entstehen lassen: Neue Ideen, Bilder, Gedanken dürfen dann aus dem Unterbewussten aufsteigen und ins Bewusstsein kommen
  • Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsübungen ausprobieren und kennenlernen

 

Gut in den Tag starten

Erschaffe dir ein eigenes Morgenritual, was für dich ein guter Start in den Tag ist und dir wirklich guttut. Das kann sein:
- Sport oder ein Morgenspaziergang
- Absprachen und Zeit für Fragen zum Tagesablauf
- Schreiben – Tagebuch oder Journal
- frühstücken – was macht für dich ein gutes Frühstück aus um gut in den Tag zu starten, nicht nur jetzt, auch später
- ein Gebet
- Dankbarkeitsübungen

 

Selbstfürsorge und du

Wichtig sind freie Zeiten, ich nenne sie gerne „me-time“

Unabhängig davon, was für einen Kalender du nutzt, mit Tages-, Wochen oder Monatsplanern, verplane maximal 75 % deiner Zeit, damit du Pufferzeiten hast, für Unvorhergesehenes, was immer nötig ist, UND für Zeiten, die nur für dich alleine und dein Wohlergehen reserviert sind. Egal, ob du dich mit Freunden verabredest, meditierst, in die Badewanne gehst oder tust, woran du Spaß hast. Zeit, die dir guttut und worüber du KEINE Rechenschaft ablegst, ob das “sinnvoll” ist oder nicht.

 

 

Noch ein Tipp zum oft benutzten Wort „müssen“.
Jedes Wort, gesprochen oder gedacht, hat eine Wirkung. Wenn du die Formulierung „ich muss ...“ wählst, erzeugt das Druck. Sowohl in dir, als auch in anderen, wenn du ihnen sagst, was sie „müssen“.

Dahinter steckt Zwang und Druck und keine Wahl zu haben.

Solange du „etwas tun musst“ fühlst du dich gezwungen und hast keine Entscheidungsfreiheit. Im Moment, wo du etwas tun möchtest, willst oder einfach nur machst, ändert sich sofort dein Gefühl und dein innerer Druck, bzw. Zwang.Wenn wir Druck empfinden, macht das was in unserem Körper. Dabei ist unser ältester Hirnteil, dass Stammhirn aktiviert, was tatsächlich noch aus früheren Zeiten heraus agiert: Druck, Zwang sind symbolisiert mit Gefahr und nun beginnen unsere Nebennieren Adrenalin auszuschütten, weil sie ja gewappnet sein wollen, um der „Gefahr“ begegnen zu können. Unser Körper wird also überschwemmt mit Adrenalin, weil der Körper vermutet, dass wir einer Gefahr standhalten MÜSSEN, die ggfs. Unser Leben kosten könnte.Die Folge davon ist, dass das Adrenalin um Blutkreislauf bleibt, weil es eben nicht durch Flucht oder Kampf abgebaut werden kann und schwächt somit auf Dauer unser Herz und unseren Körper und kann zu stressbedingten Erkrankungen führen.

Daher ist DENKHYGIENE ganz wichtig.

Fühle einmal den Unterschied:
„Ich muss die Wohnung putzen.“
„Ich putze die Wohnung.“
„Ich will die Wohnung putzen.“

Es ist deine Entscheidung, dein Wille, kein Befehl mehr an dich.

Erkennst du die ungute Macht dieses Wortes?

 

 

Abschließend

Sei milde und achtsam mit dir und erlaube dir durchaus, deine Routinen so lange zu ändern und umzustellen, bis du spürst, dass es jetzt genau so passt. Und wenn es mal nicht so läuft, wie erhofft, dann gib gar nicht so viel Energie hinein. Wende dich lieber dem zu, was als Nächstes ansteht. Egal ob gut oder nicht gut, falsch oder richtig – alles sind Erfahrungen und wir ziehen eine Erkenntnis daraus. Und wenn es die Erkenntnis ist: So hilft es mir nicht. - dann kannst du davon ableiten, was denn anders sein soll. So veränderst du aktiv dein Leben, deine Gewohnheiten, Routinen und dich, bis es für dich stimmig ist. Denn auch du veränderst dich, genauso wie die Jahreszeiten sich verändern. Und auch diese Zeit jetzt wird nicht ewig dauern. Also nutzen wir sie doch so gut es geht.

Und wenn du mich brauchst, bin ich da

Ich unterstütze dich gerne dabei, deine Struktur zu finden und zu integrieren, damit du wieder gut in deine Kraft kommst, bei deinen Aufgaben mit mehr Leichtigkeit wirken kannst, Zeitfenster für Pausen einbaust und dabei mehr Genuss und Lebensfreude entwickeln kannst.

Schick mir eine Mail oder schau im Buchungskalender direkt nach einem freien Termin und schon geht es los.

 

 

Bildnachweis: K. Stavenhagen