Background Image

Wenn das mit der Angst nicht wäre ...

Wachsen heißt manchmal, seine Grenzen zu überschreiten

Wie oft habe ich Ihnen diese Botschaft in irgendeiner Form schon vermittelt. Nun stand ich selbst wieder vor so einer Grenzsituation und musste mich entscheiden: entweder aufgeben oder mit meiner Angst umgehen.

 

Was war passiert?

Es ist kein Geheimnis, dass ich gern und leidenschaftlich in der Natur unterwegs bin; U.a. wandern, Trekking-Touren und auch immer wieder Mal einen Klettersteig gehe. Auch in diesem Urlaub hatte ich mir eine Tour ausgesucht und diese gut recherchiert - so gut wie man das aus der Ferne machen kann.

Mit viel Freude ging es morgens los und der Einstieg war auch leicht zu finden. Eine Tour in der Sächsischen Schweiz mit 2 gehaltvollen Eisenstiegen und Kletterstellen lagen vor uns. Wer die Sächsische Schweiz kennt, weiß um die Schönheit dieser Landschaft und auch die wundervollen Wege, Aussichten und Überraschungen, die sich landschaftlich immer wieder auftun.


Der Tag war noch jung und es waren noch nicht so viele Menschen unterwegs. Wir hatten Ruhe um uns herum und Zeit für den Weg, zum schauen, photographieren und staunen. Der erste Eisensteig kam recht schnell. Eine Treppe noch aufwärts und dann sahen wir schon die ersten Eisenklammern, mit deren Hilfe man direkt am Fels nach oben kommen sollte. Zu meiner Freude kam Besorgnis, vor dem, was da m
öglicherweise auf mich zukommen wird. Es war nur ein Teil des Weges einsehbar, der aber gut nach oben durch die Felsen führte.

Vor dem Start richtete ich noch die letzten Dinge, zog den Rucksack fester und sicherte die Kamera. Dann ging es aufwärts. Schon nach den ersten Schritten, kam ich nicht weiter. Ich hatte mit dem verkehrten Fuss den 1. Schritt begonnen und weil es keine Möglichkeit gab, die Füsse anders zu platzieren, musste ich das kleine Stück zurück. OK. Noch einmal von vorn. Das klappte und bald stand ich vor der ersten Eisenklammer um in den Eisensteig einzusteigen.

Das sah auf einmal ganz anders aus, als von unten. Hier direkt vor der Felswand: Wenn ich jetzt losgehen will, heißt das, dass ich mich weit hinauslehnen muss, um an die Klammer zu kommen, an der ich mich festhalten könnte. Ich müsste einen riesigen Schritt tun, um da hinzukommen. Ich müsste den sicheren Stand aufgeben, dann ich gerade habe. Und wenn ich es nicht schaffe, könnte ich hinunter stürzen …. Angst machte sich in mir breit. Richtige Angst. Zweifel, ob ich das schaffe. Ich will da auch gar nicht hinauf! Lieber doch im sicheren und vertrauten Raum bleiben, wo nichts passieren kann!


Es dauerte einen Moment, bis ich mir meiner Gedanken und Gefühle klar wurde. Und noch einen weiteren Moment, bis ich das Ganze noch einmal realistisch betrachten konnte. Ich stehe vor dem Einstieg in einen Eisensteig, der erste Schritt ist nicht ganz einfach, aber machbar und ich werde nicht stürzen, wenn ich achtsam und in meinem Tempo bleibe.

So konnte ich die ersten Stufen an der Felswand schon aufsteigen und freute mich über jede weitere Passage, die mich höher hinauf und tiefer hinein in den Fels führte. Wahrlich, ein wundervoller Weg, der mich sehr herausforderte und der mich meiner anfänglichen Begrenzungen immer wieder schmunzeln ließ, bei so viel Wildheit, Schönheit, Aussicht und Einsicht und gefüllt mit Ehrfurcht vor so viel unbändiger Natur.

Wenn du jetzt aufgibst, wirst du nie wissen,
ob es sich nicht doch gelohnt hätte.”


Ich bin sehr froh, dass ich nicht aufgegeben habe. Der Tag wäre sicher auch ein schöner Wandertag geworden, aber ich hätte dieses unbeschreiblich reiche Naturerlebnis nicht so erlebt, meine eigenen Begrenzungen wären enger statt weiter geworden, ich würde jetzt nicht mit einem tiefen glücklichen Lächeln hier sitzen und der Tag wäre nicht dieser geworden.

Nein, ich möchte Sie nicht auffordern, Ihre Sicherheit aufzugeben und leichtsinniger zu werden, Gefahren einzugehen oder sich selbst zu überschätzen. Ganz und gar nicht. Aber ich möchte Sie anregen, in Situationen nicht gleich aufzugeben, nur weil es gerade nicht so gut geht, wie erhofft oder gedacht. Prüfen Sie die Situation, Ihre Position, Einstellung und Haltung noch einmal genau und dann entscheiden Sie. Nehmen Sie sich, was Sie brauchen und vertrauen Sie auf sich selbst.

 

       Wachstum, Veränderung, Entfaltung ist nicht einfach - aber immer möglich. Die Entscheidung liegt bei mir - und bei Ihnen.

 

Gerne lese ich Ihre Meinung dazu oder Ihren Kommentar. Auf Facebook können Sie direkt posten.

Wenn Sie Unterstützung für Ihren nächsten Schritt brauchen, bin ich sehr gern bereit dazu. Auch das ist schon ein erster Schritt, sich da Hilfe zu holen, wo es gerade alleine nicht weiter geht. Großartig!

 

 

Bildnachweis: T. W.
und Kathrin Stavenhagen