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Gleichnis zum Regenbogen - wie integrieren wir ein "Gewitter"?


Heute Morgen habe ich seit langer Zeit wieder einmal einen Regenbogen gesehen. Erst ganz schwach, dann etwas später sehr deutlich und farbenfroh strahlend. Groß und recht aufrecht am Himmel. Etwas verwundert darüber, dass es doch gar nicht regnet, betrachtete ich ihn. Und da ließen auch die ersten Tropfen nicht mehr auf sich warten …

In der Betrachtung versunken, fielen mir einige Zuschreibungen zum Regenbogen ein:
- Sonne und Regen
- Licht und Schatten
- „gut und böse“
- hell und dunkel

Also jeweils zwei Seiten einer Medaille. Der Regenbogen kann nicht entstehen und uns mit seinem Farbenspiel erfreuen, wenn es nicht das Zusammenwirken von Sonne und Regen gibt. Oft entsteht ein Regenbogen, kurz nach einem heftigen Gewitter oder einem Regenguss, wenn die Sonne wieder zu scheinen beginnt. Oder wir erblicken ihn, wenn es eine größere Entfernung zwischen Regenwand und Sonne gibt.

Und genau hier sind viele Sinnbilder für uns Menschen drin. Wie oft scheint in unserem Leben die Sonne – im übertragen Sinn. Doch wie selten nehmen wir sie wahr? Gerade auch die „kleinen Sonnen“: Ein Lächeln, eine Umarmung, ein aufmunterndes Wort oder eine mitfühlende Geste. Sogar bei den „mittleren Sonnen“ schauen wir manchmal gar nicht mehr so genau hin: das selbst gemalte Bild eines Kindes, die Ruhepause nach der Arbeit, das geschaffte Tagwerk.
Aufmerksam werden wir oft erst wieder bei den „großen Sonnen“. Dabei gibt es täglich viel mehr kleine Momente der Freude, des Glücks und der Zuwendung, als Große.

Die dunklen Wolken, das grollende Gewitter, der Regenguss -hier ist es genau wie mit den glücklichen Momenten. Die „kleine etwas dunklere Wolke“, der „leichte Niederschlag“ oder der „grollende Ton“ in der Stimme unseres Partners / unserer Mitmenschen nehmen wir viel zu selten wahr.  Die ersten Meinungsverschiedenheiten, unterschiedliche Ansichten, verschiedene Bedürfnisse. Meistens wundern wir uns dann, wieso ein „heftiges Gewitter“ urplötzlich auf uns niederprasselt, mit „sintflutartigen Regenschauern“, „schwarzem Himmel“ durchzogen mit heftigen „Blitzen und lautem Donnern“ – heißt: der große Krach oder Streit unerwartet losbricht.

Wir haben es nicht kommen sehen. Wir waren mit unserer Aufmerksamkeit, unserer Wahrnehmung und unserer Ausrichtung ganz wo anders.  Das ist im Grund gar nicht schlimm. Unterschiedliche Denkweisen, verschiedene Bedürfnisse oder Erwartungen können unser Miteinander durchaus bereichern. 

Denn auch ein richtiges Gewitter wirkt reinigend und klärend. Das kann auch in Beziehungen bei Streit und Auseinandersetzungen so sein. Auch hier kann es nicht nur „Sonnenschein“ geben, wenn sich zwei oder mehrere Individuen auf Augenhöhe begegnen. Selbst, wenn das „Gewitter“ überraschend kommt und man gar nicht weiß, woher und wieso es gerade schießt – nehmen Sie es als Anlass, Ihren Partner oder Ihr Gegenüber dadurch besser kennenzulernen. Wie beim Regenbogen, können Sie erst im Nachhinein, wenn Sie wieder im Licht stehen und sich umdrehen um zur Regenfront zurückzusehen, erkennen, wo der Streitanlass lag und wie „schön der Regenbogen“ doch ist. In der „Schönheit“ können Sie das Geschenk erkennen, welche der Streit oder die Auseinandersetzung haben. Dieses können Sie nach einer Reflextion in Ihren „neuen hellen Sonnenschein“ integrieren. So kann das Miteinander wachsen und gedeihen.
Wohlweislich, dass Sie Auseinandersetzungen und Streit immer konstruktiv und achtsam führen und bewusst verletzendes Verhalten meiden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele reinigende Gewitter mit farbenfrohen Regenbogen und
anschließendem fröhlichem Sonnenschein.
Ihre Kathrin Stavenhagen

Bildnachweis: Kathrin Stavenhagen